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Mykologische Ausstattung in Universitätskliniken ausreichend?

Galactomannan, β-D-Glucan und pilzspezifische PCR: Die Empfehlungen zur Diagnostik invasiver Pilzerkrankungen sind umfangreich. Wie sind die deutschen Universitätskliniken für die Pilzdiagnostik ausgestattet?

Invasive Pilzerkrankungen sind mit einer erheblichen Morbidität und Mortalität verbunden und ein weltweit wachsendes Problem.1,2 Allein in Deutschland beträgt die geschätzte Prävalenz zwischen 18.000 und 36.000 Fälle pro Jahr.3 In den letzten Jahren konnten wichtige Fortschritte in der Diagnostik und Behandlung dieser Erkrankungen gemacht werden. Haben diese Fortschritte ihren Weg in die klinische Praxis in Deutschland gefunden?

Pilzdiagnostik

Identifikation und Empfindlichkeitstestung überall möglich

Um das herauszufinden, wurde in einer jüngsten Publikation die mykologische Ausstattung in den 36 Universitätskliniken Deutschlands abgefragt.4 Der 3-seitige Fragebogen wurde von 24 (67 %) der angeschriebenen Zentren beantwortet. Die wichtigsten Ergebnisse:

  • In allen teilnehmenden Universitätskliniken war die Identifikation und anschließende Resistenzstestung der Pilze möglich – laut den Autorinnen und Autoren nicht zuletzt durch das verstärkte Aufkommen des Nachweises mittels MALDI-TOF-MS*.
  • Moderne Antigen-Tests, auf molekularbiologischen Verfahren basierende Tests, sowie mikroskopische Methoden waren in einem Großteil der Unikliniken vorhanden.
  • Ein Kritikpunkt waren u. a. die Defizite beim therapeutischen Drug-Monitoring (TDM) (Abb. 1).4

Diagnostische Ausstattung

Anzahl (n)

%

Pilzidentifizierung und Resistenztestung

24

100

      Galactomannan-Antigen

23

96

      Cryptococcus-Antigen

21

88

      β-D-Glucan

9

38

      Panfungale PCR

21

88

      Pneumocystis-PCR

22

92

      Pneumocystis-IFT

16

67

TDM von Voriconazol verfügbar

15

63

      Ergebnis in ≤ 24 h unter der Woche

10

42

CT/MRT In-House verfügbar

23

96

Anerkanntes ECMM-Zentrum

2

8

Abb. 1: Diagnostische Ausstattung der 24 Universitätskliniken, die den Fragebogen beantwortet haben. PCR: Polymerase-Kettenreaktion, IFT: Immunfluoreszenz, TDM: therapeutisches Drug-Monitoring, CT: Computertomografie, MRT: Magnetresonanztomografie, ECMM: Europäische Vereinigung für Medizinische Mykologie; Modifiziert nach 4

* Matrix-assisted laser desorption/Ionisation time-of-flight mass spectrometry

Infektiologische Beratung rund um die Uhr?

Ein Beratungsdienst für Infektionskrankheiten war in allen 24 Universitätskliniken vorhanden. In 7 Einrichtungen (29 %), war dieser an 7 Tagen der Woche rund um die Uhr zu erreichen. 13 Kliniken (54 %) hatten ein regelmäßig, mindestens einmal im Monat stattfindendes, multidisziplinäres Meeting zu Infektionskrankheiten. Ein Trainingsprogramm auf dem Gebiet boten 18 der Universitätskliniken (67 %) an.3

Lust auf den Facharzt für Innere Medizin und Infektiologie?

Im Mai 2021 wurde auf dem 124. Deutschen Ärztetag die bundesweite Einführung eines Facharztes für Innere Medizin und Infektiologie beschlossen. Vorher gab es in Deutschland – außer in Mecklenburg-Vorpommern – lediglich die Möglichkeit, eine einjährige Zusatzweiterbildung auf dem Gebiet der Infektiologie zu erwerben. Weitere Informationen gibt es z. B. von der Deutschen Gesellschaft für Infektiologie (DGI).

Infektiologie in der deutschen Hochschulmedizin stärken

Laut der Autorenschaft zeigen die Ergebnisse, dass die Infektiologie in der deutschen Hochschulmedizin weiter gestärkt werden müsse.4 Dies müsse allerdings über bloße Labordiagnostik hinausgehen, da nur durch einen holistischen Ansatz die Infektiologie insgesamt gestärkt werden könne.

So fordern die Autorinnen und Autoren die formale Einrichtung einer „Subspezialität Infektiologie“ in der Inneren Medizin.4 Ein 1. Schritt wurde mit der Genehmigung der 72-monatigen Facharztausbildung für Innere Medizin und Infektionskrankheiten von der Bundesärztekammer gemacht.

Open Access

Die komplette Originalarbeit mit weiteren Informationen zur mykologischen Forschung, Studieninfrastruktur und Kooperationen der Universitätskliniken ist frei verfügbar.

    1. Enoch DA et al. The Changing Epidemiology of Invasive Fungal Infections. In: Lion T, editor. Human Fungal Pathogen Identification: Methods and Protocols. New York, NY: Springer New York; 2017. p. 17-65.
    2. Bongomin F et al. Global and Multi-National Prevalence of Fungal Diseases-Estimate Precision. J Fungi (Basel). 2017;3(4).
    3. Ruhnke M et al. Estimated burden of fungal infections in Germany. Mycoses. 2015;58 Suppl 5:22-28.
    4. Groll AH et al. State of Medical Mycology at German Academic Medical Centres: A Survey of the German-Speaking Mycological Society (DMYKG) and the Paul-Ehrlich-Society for Chemotherapy (PEG). Mycoses. 2021;64(10):1177-1182.

    Job Code: DE-RZF-2300013 | Prepared: September 2023